Der Raum – unterschätzter Bereich für erfolgreiche Entwicklung

“Zuerst prägt der Mensch den Raum, dann prägt der Raum den Menschen”, hat Winston Churchill einmal gesagt.

Arbeitsumfelder und Büroräume sind keine bloßen Kulissen, sondern wesentliche Mitspieler in der Organisationsentwicklung. Sie formen nicht nur die Arbeitsumgebung, sondern beeinflussen auch die Identität und die Kultur des Unternehmens, haben Anteil an Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden und daran, wie Prozesse und Kommunikation ablaufen – wobei genau aus diesen Perspektiven heraus, meist unbewusst die Räume so gestaltet worden sind, wie sie sind. Doch Organisationen sind lebendig und verändern sich im Laufe der Zeit. Welchen Henne-Ei-Stellenwert haben dabei die Räume und die Arbeitsplatzgestaltung?

Die Wechselwirkungen zwischen Raum, Mensch und Organisation

  • Arbeitsorte und Büroräume, ihre Auf-, Ver- und Zuteilung sind lebendige Ausdrücke der Unternehmenskultur: Die kulturellen Werte werden fühlbar. Die Gestaltung von Arbeitsräumen spiegelt die Werte, Prioritäten und Arbeitsstile eines Unternehmens wider und prägt sie gleichermaßen. Durch bewusste Raumgestaltung können Unternehmen ihre Kultur formen – und Raumgestaltung nutzen, um eine neue Kultur lebendig werden zu lassen.
  • Räume prägen die Identität der Mitarbeiter:innen: Arbeitsräume haben eine persönliche, meist unbewusste Bedeutung für die Mitarbeiter:innen und beeinflussen ihr Engagement, ihre Zufriedenheit und ihre Leistungsfähigkeit. Eine ansprechende und inspirierende Arbeitsumgebung kann das Engagement und die Bindung an das Unternehmen stärken.
  • Raumverteilung spiegelt Hierarchien und Machtstrukturen wider: Die räumliche Verteilung von Mitarbeiter:innen im Unternehmen kann Signale über Hierarchien, Machtstrukturen und Status senden. Dies kann die Kommunikationswege, den Zugang zu Informationen und die Entscheidungsfindung innerhalb der Organisation beeinflussen.
  • Flexible Raumkonzepte fördern Innovation und Anpassungsfähigkeit: In einer Zeit des Wandels sind flexible Raumkonzepte entscheidend, um neue Arbeitsweisen zu unterstützen und Innovation zu fördern. Die Integration verschiedener Arbeitsorte, Rückzugsmöglichkeiten und Begegnungsräume ermöglicht es den Mitarbeiter:innen, sich an wechselnde Anforderungen anzupassen, im Team und alleine zu arbeiten.

Bewusste Raumgestaltung unterstützt Organisationsentwicklung

Als Organisationsentwickler treffen wir oft auf Unternehmen, die sich zwar mit veränderten Strukturen, Arbeitsprozesse und -formen neuen Anforderungen anpassen wollen, doch Raumumgebung und Gestaltung noch der ‚früheren Zeit‘ entsprechen. Erst wenn durch interne oder externe Rahmenbedingungen Grenzen räumlich spürbar werden, werden Veränderungen gesucht.
Veränderungen, die im Vorhandenen Aufbruchsstimmung, Dynamik und Flexibilität vermitteln und integrieren sollen. Dann geht es meist um ein ‚Sowohl als auch‘ wie beispielsweise um eine ‘dynamische Ordnung’, eine ‘ intuitive Rationalität’ und ‘menschliche Sachorientierung’. Parameter wie diese stellen die bisherige Gestaltungslösungen in Frage und bedürfen einer Neudefinition.

Anlässe zur Veränderung der Raumgestaltung gibt es viele: Änderung der aktuellen Raumnutzung, die Schaffung von mehr oder weniger Arbeitsplätzen, Standortwechsel, Neu- oder Umbau. Selten wird dabei die Dynamik der Räume zur organisationalen Entwicklung ausreichend und bewusst genutzt. Der Gedanke an ein Zügeln des Arbeitsplatzes ist für viele belastend. Dennoch die Routine des Gewohnten zu durchbrechen und das Arbeitsumfeld räumlich neu zu ordnen, kann organisationale Entwicklungen auslösen – oder bei nicht bewusstem Umgang damit, drängende Entwicklungen hemmen. Selten wird in unserer Erfahrung die Dynamik der Räume zur organisationalen Entwicklung ausreichend und bewusst genutzt.

Denken von der Zukunft her

Dafür braucht es jedoch ein anderes Denken und eine andere Wahrnehmung. Ein Denken von der Zukunft und den Erfordernissen her, nicht orientiert an der Gegenwart, ist für ein Gelingen essenziell. Dem Thema Raum steht dabei ein vergleichbarer Stellenwert wie dem der Strategie, dem Miteinander Arbeiten und den optimierten Prozessabläufen zu. Es gehört zur Identität des Unternehmens. Daher ist in einer Zeit des Wandels und der Innovation die Neugestaltung von Arbeitsräumen ein Instrument, um neues Denken und veränderte Arbeitsweisen zu unterstützen.

Partizipation der Mitarbeiter:innen bei der Raumgestaltung, gemeinsam Lösungen für Engpässe finden – durch die Beteiligung an der Raumgestaltung wird die Bereitschaft zur Akzeptanz von neuen Räumen, auch bei nicht veränderbaren Rahmen, größer. Unternehmen können die Dynamik von Räumen und deren Gestaltung bewusst nutzen und eine Umgebung schaffen, die die Leistungsfähigkeit und Resilienz des Unternehmens stärkt. Die mit dazu beiträgt, die Unternehmensziele zu erreichen.